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Warum sollen wir verzichten?
Kriegsnothilfe
„1. Arbeiten Sie mehr 2. Geben Sie Nachhilfe 3. Lernen Sie KI kennen 4. Verschieben Sie die Rente 5. Schulen Sie um 6. Helfen Sie Flüchtlingen 7. Werden Sie selbständig 8. Finanzieren Sie Start-ups 9. Bauen Sie ein Haus 10. Lassen Sie es geschehen.“
AutorInnengruppe, „So helfen Sie dem Land/Deutschlands Wirtschaft kommt nicht vom Fleck. Das kann die Politik nicht alleine ändern. Hier zehn Ideen für den Aufschwung“.,“Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ („FAS“), 17.3.´24, S. 17
Angewandte Ethik
„SPIEGEL: Frau Engelhorn, wenn Sie aus Ihrem Leben erzählen, hört es sich oft an, als wäre es ein schweres Los, reich zur Welt zu kommen.
Engelhorn: Da muss ich widersprechen. Erstens rede ich in der Öffentlichkeit nicht über mein Privatleben. Ich rede über das, was typisch ist für das reichste Prozent der österreichischen Gesellschaft, zu dem ich durch mein Erbe zähle und das fast die Hälfte aller Vermögen besitzt. Zweitens möchte ich betonen, dass es den Überreichen durchaus gut geht, aber nur, weil es auch extreme Armut gibt. (…) SPIEGEL: Boehringer [Chemiekonzern] bekam in der NS-Zeit sogenannte arisierte Betrieb zugeschlagen. Inwieweit beeinflusst das Ihre Haltung zum eigenen Reichtum? Engelhorn: Ich fände es spannend, das umfassend aufzuarbeiten, nicht nur bei Boehringer. In den allermeisten Familienunternehmen war irgendeine Form von Ausbeutung bis hin zur Kollaboration mit dem NS-Regime entscheidend dafür, dass es ein Vermögen gibt. SPIEGEL: All das ist weit vor Ihrer Geburt geschehen. Fühlen Sie sich trotzdem mitschuldig, weil Sie von dem Geld profitiert haben? Engelhorn: Schuld ist nicht die richtige Kategorie. Eher Verantwortung. Wir wissen, dass der Zweite Weltkrieg in der Form ohne das Zutun des Großkapitals nicht möglich gewesen wäre. Können wir mal überlegen, wie wir das alles regulieren, damit so was nie wieder passiert?“
Marlene Engelhorn, Wien, verschenkt ihr Erbe zu Gunsten sozialer Zwecke, im „SPIEGEL-Gespräch“, Nr. 12/16.3.´24, S. 54-56, hier S. 54 u. 55.
Lyrischer Hinweis
„Arterhaltung
Die Disziplin
ist fortpflanzungsfähig
sobald sie
verhindert
daß man noch fragt
ob sie notwendig ist“
Erich Fried, 1970.
Zu Opfern bereit, ist wenig gescheit. Die Klügeren geben nicht nach, sondern fordern, was vernünftig ist und Alles bzw. Alle tatsächlich voranbringt.
Ad 1. (s.o.) Arbeiten Sie mehr“: Die Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- und Personalausgleich steht schon seit Längerem auf der gesellschaftlichen bzw. gewerkschaftlichen Agenda: Für die deutliche Minderung der Erwerbslosigkeit, mehr Selbstbewußtsein, erhöhte Binnenkaufkraft sowie mehr Einnahmen durch Steuern und Sozialbeiträge.
Ad 2. „Geben Sie Nachhilfe“: Die allseitige Qualifikation von Kindern und Jugendlichen ist eine Aufgabe der Schule. Durch Inklusion, spezielle Förderung und sozial vielfältiges und verantwortliches Lernen. All das bedarf ausreichend vieler und qualifizierter sowie angemessen bezahlter Lehrerinnen und Lehrer.
Ad 3. „Lernen Sie KI kennen“: Lernen Sie Lesen, Schreiben, Denken und im Team zu kooperieren bzw. sinnvolle Arbeit zu schätzen sowie die berechtigten Anliegen der Gewerkschaften und des Betriebsrates überzeugend und unterstützenswert zu finden.
Ad 4. „Verschieben Sie die Rente“: Verzichten Sie nicht auf Ihre Rente. Suchen Sie einen sinnvollen sozialen und kulturellen Zusammenhang nach der offiziellen Beendigung des Erwerbslebens.
Ad. 5 „Schulen Sie um“: Weiterbildung schadet gewiß nicht. Aber auch Flexibilität hat ihre Grenzen.
Ad. 6. Helfen Sie Flüchtlingen“:Die Hilfe für Flüchtlinge sollte mit dem Einsatz für menschenwürdige Behandlung sowie der tatsächlichen Überwindung von Fluchtursachen (Kriege) verbunden sein.
Ad. 7. „Werden Sie selbständig“: Große und kleine Betriebe, auch Scheinselbständigkeit gibt es schon. Hier mag stattdessen die hilfreiche Orientierung unter Ad 1. gelten.
Ad. 8. „Finanzieren Sie Start-ups“: Das beste „Start-up“ ist eine neue gesellschaftliche Tendenz für Frieden und soziale Gerechtigkeit.
Ad 9. Von der Verschuldung bei den Banken sollte mensch lieber die Finger lassen. Sozialwohnungen sind wahrlich besser.
Ad 10. „Lassen Sie es geschehen“: (…) „Wer etwas für das Land tun möchte und zu Opfern bereit ist, sollte sich öfters zurücklehnen und die Dinge ihren Gang gehen lassen.“
Wer sich zu weit zurücklehnt, kippt hinter über, fällt auf den Hinterkopf und bleibt mindestens eine Weile auf dem Boden liegen. Die „Dinge“ brauchen eine andere Richtung, unsere Kritik und solidarisches Engagement sowie mehr und mehr ein erfreuliches Dasein.