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Ohne Verzögerung: Frieden!
„Weiße Fahne“
„Artikel 32 der Haager Landkriegsordnung vom 18. Oktober 1907 lautet: >Als Parlamentär gilt, wer von einem der Kriegführenden bevollmächtigt ist, mit dem anderen in Unterhandlungen zu treten, und sich mit der weißen Fahne zeigt. Er hat Anspruch auf Unverletzlichkeit, ebenso der ihn begleitenden Trompeter, Hornist oder Trommler, Fahnenträger und Dolmetscher.<
Ich bin ziemlich sicher, dass es kein Mitglied des deutschen Offizierskorps ab Majorsrang gibt, dem diese Regelung – zumindest sinngemäß – unbekannt wäre. Den (Kriegs-)Völkerrechtlern unter uns ist sie sowieso geläufig. Wir wundern uns deshalb sehr darüber, dass seit zwei Wochen eine Äußerung des Pontifex Maximus und Bischofs von Rom, Franziskus, der historisch-symbolisch wohl wie keine andere Person auf der Welt für das Steht, was heutzutage als >christlisch-jüdisch-westlicher Werte< bezeichnet wird, zum Gegenstand absurder Verdächtigungen, fernliegender Deutungen und persönlich gefärbter Angriffe wird. In Zeiten der >offenen Feldschlacht<, sagen wir: vor dem >Krimkrieg< des Britischen Empire, war die weiße Fahne meist auch ein Zeichen der Kapitulation. Deshalb hängten die deutschen Werteinhaber im April 1945 ihre weißen Bettlaken vorn aus dem Fenster, während sie hinten ihre braunen Uniformen vergruben. Ich bin weder Gläubiger des Christentums noch Anhänger der Römischen Kurie. Aber den Papst Franziskus wider bessere Erkenntnismöglichkeit zu verdrehen und (mittelbar) zum Werkzeug eigener Kriegspropaganda zu machen, ist auf beiden Seiten gleichermaßen verlogen und verwerflich.“
Thomas Fischer, „Was ist denn falsch am Einfrieren des Kriegs in der Ukraine?“, „SPIEGELONLINE“, 22.3.´24.
Mit Perspektive
„Fast sechs Monate ist es her, dass der Angriff der radikal-islamischen Hamas auf Israel den Krieg im Gazastreifen ausgelöst hat. Nun hat der Weltsicherheitsrat der Vereinten Nationen erstmals eine „sofortige Waffenruhe“ in der umkämpften Region gefordert. Zudem verlangt er die umgehende und bedingungslose Freilassung aller von der Terrororganisation festgehaltenen Geiseln. Die USA, die im Sicherheitsrat ein Veto-Recht hat und erst am Freitag eine Resolution über eine Waffenruhe zur Abstimmung gebracht hatte und damit gescheitert war, enthielt sich. Die 14 übrigen Mitglieder des Gremiums stimmten dafür. Durch den völkerrechtlich bindenden Beschluss steigt der internationale Druck auf die Konfliktparteien Israel und die Hamas weiter.“
„Hamburger Abendblatt“, „UN-Sicherheitsrat fordert erstmals Waffenruhe in Gaza“; 25.3.´24.
Ein historischer Hinweis
„Der berühmte Ausspruch des Generals Göring
Kanonen sind wichtiger als Butter
Ist insofern richtig, als die Regierung
Desto mehr Kanonen braucht, je weniger sie Butter hat
Denn je weniger sie Butter hat
Desto mehr hat sie Feinde.“
Bertolt Brecht, „Kanonen nötiger als Butter“, Svendborger Gedichte, 1939.
Kurt Tucholsky ironisierte schon 1930 („...zu dürfen“): “Eine der schauerlichsten Folgen der Arbeitslosigkeit ist wohl die, daß Arbeit als Gnade vergeben wird. Es ist wie im Kriege: wer die Butter hat, wird frech.“
Auch in kriegsarmen oder gar kriegsfreien Zeiten – was in jüngerer Vergangenheit kaum vorgekommen ist – bleibt immer die Frage, nach welchen Prioritäten eine Gesellschaft, zumal im internationalen Zusammenhang, organisiert wird bzw. sich entwickelt.
Hat Mars das Sagen oder die Humanität? Wird aus der Geschichte angemessen gelernt oder notwendige Erkenntnisse und Schlußfolgerungen verworfen? Dominiert das Zivile oder Befehl, Gehorsam und die Gewalt? Gilt das Recht des Stärkeren oder die Stärke des grundlegenden und internationalen Rechts?
Sind Kitas, Schulen, Hochschulen Stätten der Kultivierung und der verantwortlichen Persönlichkeitsentwicklung oder quälende Zwangsorte des Bellizismus? Zeigen Museen und Theater die eindrucksvollen Hervorbringungen ästhetischer Beispiele des humanen Erbes in pädagogischer Verständlichkeit oder sollen sie gehalten werden, die „Kriegstüchtigkeit“ zu unterstützen? Ist die soziale Daseinsfürsorge ein selbstverständliches Recht oder ein Almosen, daß mit schlechtem Gewissen in Anspruch genommen werden soll? Ist (sinnvolle, ausreichend bezahlte) Arbeit ein Von-Oben-Herab und wird sie – gegen unendliches Wohlverhalten - „als Gnade vergeben“ oder ist sie wesentlich für das menschliche Leben? Mag jemand vertraut werden, der diese tatsächlichen menschlichen Werte dauernd verdreht? Soll der Unsinn regieren?
Mit Verlaub: Nein!
Das Grundgesetz beginnt durch seine Präambel mit dem Friedensgebot. Die UNO-Charta hat in ihrem Zentrum den Gewaltverzicht (was ein universeller kultureller Gewinn ist). Die Friedensbewegung, engagierte WissenschaftlerInnen und KünstlerInnen haben stets positive Schlußfolgerungen aus der Katastrophe von zwei Weltkriegen gezogen. Frieden gilt hier als der Ernstfall.
In diesem Zusammenhang ist in negativer Weise dreist, wenn der UN- Generalsekretär António Guterres, auch der Papst, für ihre friedenspolitischen Mahnungen in grober Art und Weise verunglimpft werden.
Das sollte nicht beirren.
Die Hamburger Universität hat sich den 17 Nachhaltigkeitszielen (Sustainaible Development Goals/SDG´s), die Frieden und nachhaltige Entwicklung normieren, verpflichtet. Das Leitbild der Uni beinhaltet das Friedensgebot der Wissenschaften. Damit steht sie inmitten einer produktiv zu entscheidenden gesellschaftlichen und weltweiten Kontroverse. Hier sind neue Akzente zu setzen. Dafür sind Alle gefordert.
Es lohnt sich, daran mitzuwirken.