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Kriegsmanie:

So geht es nicht weiter!

Gnadenlose Militarisierung
„Europa und große Teile der Welt rüsten immer schneller auf: Im vergangenen Jahr stiegen die Ausgaben für Militär weltweit um 6,5 Prozent auf ein neues Rekordniveau von 2,44 Billionen Dollar (2,28 Billionen Euro). Das berichtet das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri in einem neuen Report, der zu Montag veröffentlicht wird und unserer Redaktion vorliegt.
Grund sind vor allem der Ukraine-Krieg, der Nahost-Konflikt und eskalierende Spannungen in Asien, weshalb der Trend jetzt erstmals seit langem alle fünf großen Weltregionen umfasst.>Der beispiellose Anstieg der Militärausgaben ist eine direkte Antwort auf die globale Bedrohung von Frieden und Sicherheit<, sagte Sipri-Forscher Nan Tian. Sipri verbindet das mit einer düsteren Prognose: Mit dem Vorrang für ihre militärische Stärke riskierten die beteiligten Staaten ähnliche Reaktionen anderer Staaten – also eine Rüstungsspirale.
Die mit Abstand größte Militärmacht bleiben die USA mit Ausgaben von 916 Milliarden Dollar (858 Milliarden Euro), was 37 Prozent der Aufwendungen weltweit entspricht. Es folgt China mit einem globalen Anteil von 12 Prozent; allerdings fehlen hier verlässliche Daten, Sipri schätzt die Ausgaben Pekings auf 300 Milliarden Dollar, das wäre die Hälfte aller Militärausgaben Asiens. (…) Auf den weiteren Plätzen liegen Russland,, Indien und Saudi-Arabien. Alle fünf zusammen vereinen 61 Prozent der gesamten globalen Aufwendungen für Verteidigung. (…) Mit ungerechnet 62,6 Milliarden Euro an Militärausgaben (plus 9 Prozent innerhalb eines Jahres liegt Deutschland auf Platz sieben im globalen Ranking – noch vor der Ukraine und Der Atommacht Frankreich.“

Christian Kerl, „Rekord bei globalen Militärausgaben – Deutschland überrascht“, „Hamburger Abendblatt“, 22.4.´24, S. 4.

Schädliche Propaganda
„Die Ampelfraktionen und die Union im Bundestag haben sich auf einen gemeinsamen Antrag zur Einführung eines jährlichen Veteranentages geeinigt. Der Entwurf aller vier Fraktionen soll einem Bericht der Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland zufolge demnächst in den Bundestag eingebracht werden. Als Datum für den Veteranentag wurde demnach der 15. Juni vereinbart. Die Wehrbeauftragte des Bundestages, Eva Högl (SPD), und der Bund Deutscher Einsatzveteranen begrüßten den Schritt.“
Ampel und Union wollen Veteranentag einführen“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“), 22.4.´24, S. 1.

Frühe Warnung
„Von der Dankbarkeit, die wir unseren lieben, hochverehrten, heldenhaften, gesegneten und zum Glück stumm Gefallenen schulden, von diesem Hokuspokus bis zum nächsten Krieg ist nur ein Schritt. Was hier gemacht wird, ist Reklame.“
Kurt Tucholsky, „Über wirkungsvollen Pazifismus“, 1927.

Recht nüchtern betrachtet grassiert – meist amtlich und medial – eine zunehmende Kriegsbesessenheit.

Das nimmt nicht Wunder bei einer immer noch dominierenden „Kriegsmüdigkeit“ in der Mehrheit der Bevölkerung.

Hier stehen die sozialen Sorgen an erster Stelle und das fortgesetzte Mißtrauen gegenüber aufgeregter Propaganda. Diplomatische Bemühungen zur Beendigung von Kriegen finden eine starke Befürwortung.

Das ist vernünftiger als das Händchenhalten von Regierung, Rüstungsindustrie, Militär und sogenanntem Qualitätsjournalismus, wo der Pazifismus als weltfremd oder gar als schädlich gescholten wird. Dabei ist der historischen Erfahrung und der Realität des Krieges nur angemessen, daß die Fortführung militärischen Handelns wesentlich zu mehr Leid, Elend und Zerstörung führt. Auch ist allseits bekannt, daß Rüstungsproduktion und -geschäfte von großem profitablen Ausmaß sind bzw. die zivilen gesellschaftlichen Aufgaben (Bildung, Kultur, Gesundheit, Soziales sowie die Bewältigung der Klimakrise) empfindlich einschränken und somit dem Allgemeinwohl und der internationalen Solidarität, ebenso der Alltagskultur, alles andere als förderlich sind.

Diesem gesunden Menschenverstand wird politisch und suggestiv zuwidergehandelt.
Dagegen sind bewußt und aktiv zu berücksichtigen, zu achten und wertzuschätzen das Grundgesetz, die UNO-Charta, die Nachhaltigkeitsziele der UNO; beispielhaft sind zu achten Friedensaktivisten wie Carl von Ossietzky, Kurt Tucholsky, Albert Einstein, Martin Niemöller, Uta Ranke-Heinemann, Margot Käßmann und sowieso die Friedensbewegung, die Friedenswissenschaft und die Friedenspädagogik. Menschenwürdige Bedingungen auf jedem Gebiet, im globalen Zusammenhang und in jedem Alter.

Nicht der Krieg ist „der Vater aller Dinge“ (Heraklit, griechischer Philosoph 550-460 v. u.Z., Leitmotiv des Militarismus, Ideologie zweier Weltkriege) , sondern das stete Bemühen um gleichberechtigte kultivierte Lebensbedingungen.
Das Engagement dafür wächst - sei es in Friedensaktivitäten, in Lohnverhandlungen, den Forderungen für bessere Arbeitsbedingungen, Aktivitäten für ein adäquates BaFöG, dem Einsatz für die Bewältigung der Klimakrise, dem Kontra zur AfD oder dem Engagement für internationale Solidarität – einer besseren Welt für die Mehrheit der Bevölkerungen.

In diesem gesellschaftlichen Kontext stehen und bewegen sich auch die Wissenschaften. Wahrheitsfindung und gesellschaftliche Verantwortung von Bildung und aufgeklärt solidarischer Persönlichkeitsentwicklung sind der Wesenskern von Forschung, Lehre und Bildung. Darauf kommt es mehr denn je an.
Jede Reise hat Gepäck und beginnt mit einem ersten Schritt. Höhere Zwecke bestimmen das Ziel.

„Sich im Kriege zu drücken, wo immer man kann – wie ich es getan und Hunderte meiner Freunde – ist das Recht jedes einzelnen. Jubel über militärische Schauspiele ist eine Reklame für den nächsten Krieg; man kehre diesem Kram den Rücken oder bekämpfe ihn aktiv. Auch wohlwollende Zuschauer sind Bestärkung.“
Kurt Tucholsky, a.a.O.