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Stell Dir vor…
Waffen, Waffen, Waffen
„Nach einem Rüstungsexport-Rekord im vergangenen Jahr sind die Ausfuhrgenehmigungen im ersten Halbjahr 2024 wegen weiter zunehmender Waffenlieferungen in die Ukraine erneut deutlich gestiegen. Vom 1. Januar bis zum 18. Juni erlaubte die Bundesregierung die Lieferung militärischer Güter für mindestens 7,48 Milliarden Euro ins Ausland. Im Vergleich zum gesamten ersten Halbjahr 2023 bedeutet das ein Plus von gut 30 Prozent. (…) Unter den fünf wichtigsten Empfängerländern ist erstmals seit langem wieder Saudi-Arabien mit Exportgenehmigungen im Wert von 132,48 Millionen Euro. Für das mit harter Hand geführte Königreich galt wegen seiner Beteiligung am Jemen-Krieg und der brutalen Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi im saudischen Generalkonsulat in Istanbul über mehrere Jahre ein weitgehender Rüstungsexportstopp, den die Bundesregierung inzwischen gelockert hat. Außerdem unter den Top 5 Empfängerländern sind Singapur (1,21 Milliarden Euro), Indien (153,75 Millionen Euro) und Katar (100,0 Millionen Euro).“
„Hamburger Abendblatt“, „Politik-News vom 30. Juni – Deutlicher Anstieg der deutschen Rüstungsexporte im ersten Halbjahr“.
Unsoziales als Erbschaft
„Eine Studie anhand von 59.000 Männern auf Basis der schwedischen Wehrpflichtuntersuchungen besagt etwa das Gegenteil [der Verteilungsfragen als vermeintliche Neiddebatte]: Jenes oberste Prozent schneidet bei kognitiven Fähigkeiten messbar schlechter ab als die Einkommensschichten direkt darunter. Das besondere Talent der Topverdiener scheint also darin zu bestehen, kluge Leute für sich arbeiten zu lassen.
Wie aber kommen sie in die Position, die ihnen das erlaubt? Die Ökonomen der italienischen Zentralbank haben herausgefunden, dass etwa in Florenz – der klassischen Kaufmanns- und Bankenstadt der Frühneuzeit – seit sechs Jahrhunderten dieselben Familien die Wirtschaftselite bilden, trotz Weltkriegen, Revolutionen und Umverteilungspolitik. Bessere Ausbildung, bessere Netzwerke und unkomplizierter Zugang zu Startkapital sind die wahren Erfolgskriterien.“
Marco Höne, „Lernen, nach oben zu treten“, „der Freitag“ („Debatte“), Nr. 26/27.6.´24, S. 17.
Gründlich mit Wirkung gedacht
„Galilei: Ja, ich glaube an die sanfte Gewalt der Vernunft über die Menschen. Sie können ihr auf die Dauer nicht widerstehen. Kein Mensch kann lange zusehen, wie ich – läßt aus der Hand einen Stein auf den Boden fallen – einen Stein fallen lasse und dazu sage: er fällt nicht. Dazu ist kein Mensch imstande. Die Verführung, die von einem Beweis ausgeht, ist zu groß. Ihr erliegen die meisten, auf die Dauer alle. Das Denken gehört zu den größten Vergnügungen der menschlichen Rasse.“
Bertolt Brecht, „Leben des Galilei“, 1938/1939 im Exil in Dänemark.
Bestechend einfach und plausibel ist ein tradiertes Bonmot aus der Friedensbewegung: „Stell Dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin.“ Wenn niemand hingeht, findet er nicht statt, geht niemand dahin.
Es gibt eigentlich nur gute Gründe, den Krieg zu beenden, zu meiden, zu verhindern, zu überwinden und durch den Frieden, die zivile Entwicklung, die Kooperation und die Kultivierung menschlicher Lebensverhältnisse zu ersetzen.
Niemand wird gerne getötet oder tötet gerne. Verstümmelungen und Traumatisierungen sprechen ihre eigene grausame Sprache. Die Verheerungen des Kriegsgebietes werfen ein Land in seiner sozialen Entwicklung um Jahrzehnte zurück. Materielle und geistige Potentiale, die dringend hilfreich für Bildung, Gesundheit, Kultur und Soziales sowie für die Bewältigung der Klimakrise benötigt werden, sind destruktiv irregeleitet. Heroische und hierarchische Mentalitäten bilden einen offenkundigen Gegensatz zu einer aufgeklärten und demokratischen Praxis. Krieg, Aufrüstung und ihre wütende Propaganda stehen der materiellen und kulturellen globalen Realisierung der Menschenrechte empfindlich entgegen.
Das für quasi natürlich erklärte Konkurrenzprinzip macht auch nicht vor der Verunglimpfung sozialer Standards und Ansprüche halt. Die Erbschaftssteuer oder beispielsweise die strenge politische Regulierung der Steuervermeidung sollen – hier können erforderliche Mittel für öffentliche Aufgaben bzw. das Allgemeinwohl generiert werden – als Freiheitsberaubung gelten.
Ebenso sollen den Lebenshaltungskosten angemessene Löhne, tarifliche Arbeitsverhältnisse und eine ernsthafte Mitbestimmung dem bösartigenVerdacht der Unmäßigkeit und der Gefährdung von Arbeitsplätzen ausgesetzt werden. Stell Dir vor, niemand ist mit Lohnverzicht zufrieden.
Dagegen und darüber hinaus ist eine Rückkehr zur sozialen, solidarischen, zivilen und ökologischen Vernunft im gesamtgesellschaftlichen Maßstab dringend erforderlich.
Dazu gehören an den Hochschulen die bedarfsgerechte öffentliche Finanzierung, die soziale Absicherung der Studierenden, tarifliche Arbeitsbedingungen für den Mittelbaus sowie die Studierenden, die lerngemäße Reformierung des Bachelor-/Master-/Systems, eine Vitalisierung der demokratischen Teilhabe und nicht zuletzt eine seriöse Neubestimmung der gesellschaftlichen Verantwortung der Wissenschaften.
So sind sie sicher Teil einer notwendigen humanen und sozio-kulturellen Veränderung zur Bildung menschenwürdiger Lebensbedingungen. Die Qualität des Alltags wächst mit der fortgesetzten Verwirklichung dieser ambitionierten Anliegen. Die sanfte Gewalt der Vernunft ist dabei nicht zu unterschätzen.