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Ent-Täuschungen

Richtige Ansprüche stehen dagegen

Kriegsdrift und notwendige Kritik
„Spärlicherer Beifall geht eigentlich gar nicht als der, den Sabine Hebelmann bekam. Sie sprach gegen 22 Uhr an diesem Freitag im November, dem ersten Tag des Parteitags der Grünen, der zur Kanzlerkandidatenkrönung von Robert Habeck führen sollte. Es sei ihr wichtig, so sagte sie mir später, dass sie für sich gesprochen habe und nicht für den Kreisverband. Es habe dort bei Mitgliedern Irritationen gegeben. Sie sagte: Ja, sie fühle sich bedroht Und zwar >von der Kriegshetze im eigenen Land<. Sie forderte: >Behaltet einen kühlen und kritischen Kopf.< Sie verlangte: >Diplomatie – jetzt!<
Früher hätte es rauschenden Beifall gegeben, wenn jemand einem Saal voller Grüner solche Worte zuruft. Jetzt sorgte die Parteitagsregie dafür, dass es schnell weiterging.
Ein anderer, der ein paar Stunden vorher sprach und ordentlich Beifall bekam, wäre auf frühen grünen Parteitagen herzlich unwillkommen gewesen, und schon gar nicht hätte man auf sich sitzen lassen, dass er eine duzt.
>Ihr Grünen<: So sprach er sie an, dieser Wolfgang Ischinger, langjähriger Chef der Münchener Sicherheitskonferenz. >Chapeau<,> diesen langen Weg zurückgelegt<. Und zwar >in die richtige Richtung, also in jene, die ihm als Sicherheitspolitiker gefällt. (…) Nein, ich bin nicht der Ansicht, dass Opposition Mist ist, dass man notfalls die Prinzipien aufgibt, um zu regieren. Druck ist möglich, Veränderung ist möglich. Eine scharfe Opposition ist mir da lieber als eine lasche Regierung. Die Latte für eine Regierungsbeteiligung, ich lege sie hoch.<“

Barbara Supp, „Was hat euch bloß so ruiniert?“, „SPIEGEL“ Nr. 50/7.12.´24, S. 40-44, hier S. 40 u. S. 43.

Im Lichte der Gewinnerwartungen
„Der Sieg von Donald Trump bei den amerikanischen Wahlen am 5. November löste an den Aktienmärkten sehr unterschiedliche Reaktionen aus. Der amerikanische Aktienindex S&P sprang in die Höhe. Ende November notierte er auf einem Rekordstand von 6000 Punkten. Die Anleger erwarten offenbar, dass der künftige Präsident der USA für einen anhaltenden Aufschwung sorgen wird, sodass die amerikanischen Unternehmen höhere Gewinne erzielen werden. Der DAX [BRD-Index] reagierte hingegen mit eine heftigen Auf und Ab. In der hohen Volatilität spiegeln sich die großen Risiken der künftigen amerikanischen Politik für die deutsche Wirtschaft wider. Trump will die amerikanische Wirtschaft mit hohen Zöllen vor ausländischer Konkurrenz schützen.“
Günter Heismann, „Börse spiegelt die Unsicherheit“, „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ („FAS“),
Verlagsspezial „Geld anlegen und Vermögen sichern“, 8.12.´24, S. 1.

Bedacht, gemacht
„Schönster aller Zweifel aber
Wenn die verzagten Geschwächten den Kopf heben und
An die Stärke ihrer Unterdrücker
Nicht mehr glauben!“

Bertolt Brecht, „Lob des Zweifels“, Gedichte 1934-1939.

Die Grünen sind exemplarisch für die schädliche Abkehr von positiven aufgeklärten und kritischen Maßstäben, Anliegen und Wirkungsweisen für die gesellschaftliche Entwicklung bzw. die Verwirklichung des Allgemeinwohls, die jedoch angesichts der gesellschaftlichen Übel, Probleme und drängenden Aufgaben wieder Bedeutung erlangen müssen. Auf die Anpassung ist gewiß kein Verlaß. (Respektabel dagegen jeder Einsatz für das scheinbar Gestrige! Genaue Erinnerungen bilden eine überzeugende Perspektive.) Die bisher Wenigen sollten mehr werden.

Aktuell und weiterhin ist das gesellschaftliche Engagement außerhalb von Regierungen und Parlamenten in höherem Maße erforderlich.

Es wird schon praktiziert in Parteien, Gewerkschaften, Bewegungen, der Interessenvertretung (Betriebe, öffentliche Einrichtungen), auch in Bildung, Kunst, Kultur und Wissenschaft. Gleichwohl sind diese humanen Ambitionen steigerbar und in der gemeinsamen Tendenz besser zu
koordinieren.

Der schlechte und verbesserungswürdige Zustand der gesellschaftlichen Lebensbedingungen geht Alle etwas an. Aus Unzufriedenheit werde kritische Beurteilung für die tatsächlich bessere Alternative, hin zu gemeinsamem Engagement. Die Börsen seien nicht der Maßstab sozialer, kultureller und demokratischer Entwicklung. (By the way: Höhere Gewinne sind nicht mit einem gesamtökonomischen oder gar sozialem Aufschwung gleichzusetzen!)

Frieden als allseitige humane Entwicklung sei die übergreifende Kategorie einer realen menschenwürdigen Zeitenwende.

Die schnelle Bewältigung der Klimakrise duldet keinen Aufschub. Die Überwindung der globalen sozialen Ungleichheit ist ein Muß für den gesunden Menschenverstand. Die „Kriegstüchtigkeit“ hat ihr begrüßenswertes fundiertes Kontra in der zivilen Entwicklung gewaltfreier und kulturell angenehmer menschlicher Gemeinschaften.

Der Bildungs-, Sozial-, Kultur- und Rechtsstaat und das Gesundheitswesen bedürfen der Abrüstung bzw. der Aufwertung ihrer grundsätzlichen und praktischen Bedeutung.

Die Hochschulen, die Wissenschaften, ihre Subjekte, sollten dabei nicht im vermeintlich unbekümmerten Abseits stehen. Die sorgfältige Ergründung des Warum, des Wie und des Wie anders bleibt und ist die vorrangige Aufgabe von Forschung, Lehre und Bildung bzw. die aufgeklärt kooperativ engagierte Entwicklung von sozial verantwortlichen Persönlichkeiten.

In diesem Sinne ist auch die Relevanz der studentischen Interessenvertretung und der Akademischen Selbstverwaltung neu zu entdecken und zu realisieren.

Wir haben die Wahl. Die Richtung ist entscheidend.