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Bei Lichte besehen: Was hat höchste Bedeutung?
Ethischer Bogen
„In der Tat bildet die Annahme, dass Gott sich allen Menschen, aber ganz besonders den schwächsten und bedürftigsten zuwendet, den Kern des christlichen Menschenbildes und der christlichen Auffassung der Menschenwürde. Auch die säkularen Konzeptionen der Menschenwürde zielen auf eine Inklusion der Schwächsten. Aber sie unterscheiden sich in ihrer Herleitung. Die säkulare Menschenwürde beruht auf Gleichheit. Ein paradigmatisches Konzept von Subjektivität wird dafür gedanklich so verallgemeinert, dass es alle umfasst und schützt. Die Pointe der religiösen Menschenwürde besteht hingegen nicht in der Verallgemeinerung, sondern in der Besonderheit: Dieser ganz konkrete Mensch hat die Würde, weil er ganz konkret von seinem Schöpfer geliebt wird. In der ethischen Praxis laufen beide Varianten zwar häufig auf dasselbe hinaus. Aber ihre Wurzeln sind verschieden. Das deutsche Grundgesetz lässt die Frage, auf welche Würdekonzeption es in seinem ersten Artikel abstellt, wohlweislich offen. Und vielleicht ist genau diese gleichgerichtete Doppelung von säkularem und christlichen Personalismus die Grundlage der westlichen Kultur, die ihren Erfolg ausmacht und ihre lang anhaltende Attraktivität erklärt.“
Reinhard Bingener, „Was würde fehlen ohne ihn?“, „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ („FAS“),
22.12.´24, S. 1.
Ein wachsendes Problem
„Etwa jeder zweite der 18-35-jährigen gab in einer aktuellen Umfrage der Bertelsmann Stiftung an, sich häufig einsam zu fühlen. Jeder zehnte sagte, sie oder ihn begleite das Gefühl jeden Tag. Die zunehmende Kontaktarmut ist nicht nur ein deutsches Phänomen, die >New York Times< spricht von einer >loneliness epidemic<, einer Einsamkeitsseuche. Die WHO erklärte Einsamkeit zu einem globalen Gesundheitsproblem.“
Martina Kix, „Sehnsucht nach dem Wir“, „SPIEGEL“ Nr. 52/21.12.´24, S. 6 (Leitkommentar).
Sozialer Gegenimpuls
„Auch jetzt setzt Trump wieder auf Steuergeschenke, Deregulierung, Zölle und Massenabschiebungen. Das freut vor allem Superreiche, Ölmanager, Finanzinvestoren und Big-Tech-Milliardäre. (…) Der größte Verlierer dieses Handelsstreits wäre der Exportjunkie Deutschland. (…) Die gute Nachricht ist: Wir sind Trump nicht hilflos ausgeliefert. Die negativen Folgen eines Handelsstreits können durch eine Stärkung des nationalen und europäischen Binnenmarktes abgefedert werden. Die angemessenes Antwort auf Trumponomics wäre ein Investitions- und Konjunkturprogramm sowie eine aktive Industrie- und Dienstleistungspolitik.“
Dierk Hirschel, „Trumponomics 2.0“, „ver.di publik“ Nr. 8 2024, S. 11.
Es sind gewiß nicht unsere „westlichen Werte“, die am Hindukusch oder sonstwo auf der Welt verteidigt werden, die in Rüstungsproduktion gegossen und in klingende Münze von Rüstungsexporten verdinglicht sind; die militärisch in Schulen propagiert oder in den Hochschulen verstärkt Einzug halten sollen. Der Krieg, die Gewalt, sind nicht der Ursprung des Humanismus, welcher sich historisch und örtlich nicht allein auf den sogenannten Westen begrenzen läßt.
Der Frieden als ziviler und universeller Entwicklungsmaßstab findet sich wieder in der UNO-Charta, dem Grundgesetz und in den Menschenrechten. Die Menschenwürde (Art 1, Satz 1 Grundgesetz), das Friedensgebot (Art. 1, Satz 2 GG), die freie Entfaltung der Persönlichkeit (Art. 2, Satz1 GG), die Gleichheit vor dem Gesetz (Art. 3 GG) stehen der Kunst- und Wissenschaftsfreiheit voran, bilden die grundsätzliche Orientierung und finden ihren Rahmen im „demokratischen und sozialen Bundesstaat“ (Art. 20, Satz 1 GG). Diese Grundzüge der Humanität, welche eine konträre Schlußfolgerung aus Diktatur, Weltkrieg, Massenvernichtung und brutaler Unvernunft (1933-1945) sind, sind gänzlich unvereinbar mit der bellizistischen „Zeitenwende“ bzw. den damit verbundenen milliardenschweren Aufwendungen sowie einer damit einhermarschierenden häßlichen Propaganda.
Die „Trumponomics“ üben weiter Druck in diese gänzlich falsche Richtung aus. Wie oben erwähnt, sind wir dieser reaktionären Politik nicht hilflos ausgeliefert.
Über „ein Investitions- und Konjunkturprogramm sowie eine aktive Industrie- und Dienstleistungspolitik“ hinaus sind die Kriege zu beenden, die Rüstungsexporte zu stoppen, um sich stattdessen der seriösen Bewältigung der Klimakrise verantwortlich zu widmen und das Elend in der Welt zu überwinden, wie es auch in den 17 Globalzielen der UNO gefaßt ist. (Die Uni Hamburg hat sich offiziell diesen Zielen verpflichtet.)
Auch sind die Kapitalsteuern zu erhöhen, die Steuerflucht zu bekämpfen, damit mehr öffentliche Mittel für die Entwicklung des allgemeinen zivilen Bereich (Bildung, Soziales, Kultur, Gesundheit und Infrastruktur) verwendet werden können. Humanität und Steigerung des Allgemeinwohls bilden eine Einheit, die im Gegensatz zur kommerziellen Kriegslüsternheit erwirkt werden muß.
Die entsprechenden Akteure in Friedensbewegung, Gewerkschaften (einigen) Parteien, Bildung, Kunst, Kultur und Wissenschaft können mit gemeinsamen und koordinierten Initiativen Erhebliches erreichen.
An den Hochschulen sind in diesem Zusammenhang der Erhalt und die aktive Anwendung der Zivilklauseln von zentraler Bedeutung. Eine neue Dynamik der Aufklärung in der Gesellschaft ist wesentlich.
Frei nach Kästner
Die Universität ist gut,
im Falle sie auch Gutes tut.
Sinnvers des BAE! zum Hauptgebäude.