HomePublikationen › Flugblatt von Liste LINKS, harte zeiten und FSB vom

Lernen.
Eine AS-Sitzung zur Bürgerschaftswahl

„Was bin ich? Was soll ich tun? Was kann ich glauben und hoffen? Hierauf reduziert sich alles in der Philosophie. Es wäre zu wünschen, man könnte mehr Dinge so simplifizieren; wenigstens sollte man versuchen, ob man nicht alles, was man in einer Schrift zu traktieren gedenkt, gleich anfangs so entwerfen könnte.“ (81)

Georg Christoph Lichtenberg, „Einfälle und Bemerkungen“, 1765-1770.

Für die Wissenschaft ist nicht jede Politik gleich gut und günstig. Die Unterschiede sind beträchtlich.
Am vergangenen Donnerstag kamen in gut besuchter öffentlicher Sitzung des Akademischen Senats die Politikerinnen Dora Heyenn (Die LINKE), Dorothee Stapelfeldt (SPD), Eva Gümbel (GAL), Herlind Gundelach (CDU) und Sylvia Canel (FDP) zur Diskussion. In zügiger Debatte traten grundlegende Differenzen zu Tage.
Am Beispiel des Desasters von Bachelor und Master wurde dies deutlich: Während die FDP meint, daß das autoritäre Schnellstudium „für [noch] mehr Berufsfähigkeit“ qualifizieren müsse und die CDU-Senatorin runterrattert, wie sie mit der derzeitigen „Reform der Reform“ alles im Griff habe, erkennt die GAL, das Studium habe „nicht allein“ wirtschaftlichen Interessen, sondern mehr individueller Entfaltung zu dienen. Die Vertreterin der SPD stellt fest, daß „Bologna“ gute Ziele, aber keine Verbesserungen gebracht habe und wünscht für die Studienreform mehr Ruhe. Die LINKE versteht sich als oppositionelle Kraft zur Beschleunigung der Heilung jener Wunden, die mit primitiver kommerzieller Ideologie bzw. politischer Anordnung den Unis zugefügt wurden: „Ba/Ma ist nicht reformierbar“.
Betreffs der Hochschulfinanzierung sehen FDP und CDU keine Schwierigkeiten. Die GAL gäbe gern „mehr Geld“, die SPD verspricht es und Die LINKE erläutert, wo es z.B. durch einen wachsamen Steuervollzug bei den Reichsten und Gewinngrößten sofort zu holen ist.
Schwarz-Gelb steht „voll hinter Studiengebühren“, Frau Gümbel hält die Gebühren für „eine wichtige Zukunftsausgabe“ (sic!) und meint wohl deren Abschaffung. Frau Stapelfeldt will sich „mit hoher Priorität“ dafür einsetzen, daß die Gebühren noch dieses Jahr verschwinden. (Die SPD verspricht dies programmatisch nur „in dieser Legislatur“.) Die LINKE weist nach, daß die Belastung der Studierenden mit pro Semester über 630 Euro (Gebühren, „Verwaltungkostenbeitrag“, Semesterticket etc.) ein Zynismus ist, der mit entsprechenden Beschlüssen einer Rot-Rot-Grünen Mehrheit schon seit 2008 hätte beendet werden können und müssen. Sie drängt auf Taten.
Konzeptionell werben die Liberalen mit „Erfolg“ durch „Eigenständigkeit“ im „Wettbewerb“. (Bei frischem Wind auch umgekehrt.) Die CDU, ganz beleidigte Autorität, ordnet die Welt nach Geld, direktem Nutzen und rigidem Management. Die Grünen wähnen sich als „glühende Demokraten“, wenn sie zur Wahlbeteiligung aufrufen. Die SPD will eine demokratische Ausbildungsstätte („pragmatisch“, „verläßlich“, „verantwortungsvoll“ – Warum? Für wen? Und wohin?). Die LINKE begreift die Emanzipation aller Menschen als gemeinsame Aufgabe von Politik, Bildung und Wissenschaft.

Eine Frage der Hochschulöffentlichkeit war: Was lernt „die Politik“ von den Hochschulen?
Dora Heyenn (pars pro toto): „Ba/Ma“ gehört zugunsten demokratischer Bildung abgeschafft.
Dorothee Stapelfeldt (allgemein wahr): Politik muß in allen Feldern von der Wissenschaft lernen.
Eva Gümbel (grüner Stillstand): Politiker lernen das, was sie können.
Herlind Gundelach (ohne Ehrgeiz): _ _ _
Sylvia Canel (frei, auch von Gespür für Anlaß, Probleme und Umstände): Ich habe viel gelernt.
Uni Präsident Lenzen resümierte lakonisch: „Lernen ist unvermeidlich.“

Eine gute Leitlinie für Gesellschaft, Bildungspolitik und gemeinsames Engagement ist also: Alle können das, was sie lernen. Wohlan: Bildung für Alle!