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Eine Zäsur: Neue Perspektive für den Fortschritt.
„Die Reichen werden reicher – überall auf der Welt. [...] In Deutschland gibt es mittlerweile 924.000 Millionäre, deren Vermögen abgesehen von ihrem Eigenheim umgerechnet mehr als 1 Million Dollar ausmacht. Deutschland liegt – trotz des rasanten Wachstums der asiatischen Mittel- und Oberschicht – immer noch auf Platz 3 der internationalen Vermögensrangliste [...]. Vor allem große Diamanten erzielten im vergangenen Jahr auf den Weltmärkten Rekordpreise wegen der hohen Nachfrage aus der Oberschicht.“
„Mehr Vermögen als vor der Finanzkrise“, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23. Juni 2011.
„Hört Ihr das Glöckchen klingeln? Kniet nieder – Man bringt die Sakramente einem sterbenden Gotte.“
Heinrich Heine, „Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland“, Drittes Buch, 1834
Der Grund des Burn-Out: Banken retten, Haushalte konsolidieren, Verwaltung verschlanken, Steuern senken, Märkte erschließen, Exzellenz verehren, Leistung steigern – Zähne zeigen.
Weltweit summieren sich die großen Privatvermögen auf 40,7 Billionen Dollar. Diese mächtige Vermögenskonzentration ist die Kehrseite der Möglichkeit von Frieden, Arbeit, Bildung und Kultur für alle. Der Konflikt zwischen Ausplünderung oder Emanzipation und Wohlbefinden der Menschheit ist weltweit auf einer neuen Stufe. Mit den Protesten in ganz Europa, den USA und Lateinamerika gegen die Fortsetzung neoliberaler Bankenpolitik wird wieder Geschichte gemacht. In dieser Lage kämpft nun auch die Universität Hamburg für ihre humanistische Neupositionierung in der Gesellschaft und die dafür erforderlichen öffentlichen Mittel. Bei der Vollversammlung am 30. Juni, an der über 1.000 Uni-Mitglieder aller Gruppen teilnahmen, wurde sich in diesem Sinne verständigt.
Uni Präsident Lenzen forderte eine wissenschaftspolitische Umkehr nach nunmehr 40 Prozent Budgetverlust in 35 Jahren. Er warnte vor „Hochschulstrukturplänen“, die Kürzungen vertuschen sollten, kritisierte die politisch geschaffene Überlastung der Universität und kündigte an, sich weiterhin nicht ans Streichen zu machen. Die Universität, ihre Mitglieder sowie die Wissenschaften bräuchten Zeit und Unabhängigkeit. Eine Wende sei nur über die öffentliche Debatte zur Rolle der Universität in der Gesellschaft zu erkämpfen. Die Kontroverse zwischen Uni als Ausbildungsort zur notdürftigen Stabilisierung bestehender Verhältnisse oder als Stätte der wissenschaftlichen Persönlichkeitsbildung für gestaltendes Eingreifen sei dafür zentral. – Aufklärung wirkt!
Die Vorsitzende des Personalrats des TVP illustrierte die destruktive Beanspruchung ihrer Gruppe nach 10 Jahren ökonomisierender Lenkung. Der Personalrat des wissenschaftlichen Personals attackierte die geplanten Kürzungen, die wie eine Bestrafung engagierter Arbeit wirkten, und hob die neue Solidarität als überzeugend und wohltuend hervor. Der AStA moderierte die Veranstaltung. Die gemeinsame Positionsbildung mündete im Beschluß einer Resolution. [Vgl. www.uni-hamburg.de/KudZ
In studentischen Beiträgen wurde die Herkunft der Universitätskrise aus handelskammer-gewollter Politik nachgewiesen. Diese hatte an die Stelle von Aufklärung und Emanzipation die Bedienung privatwirtschaftlicher Interessen und deren staatliche Administration gesetzt. Dagegen hat sich die Universität jetzt aus dem „Klima der Angst“ zu neuer kritischer Souveränität herausgearbeitet. Dieser Weg sollte nachdrücklich gegenüber Kapital, Rathaus und etablierter Niveaulosigkeit solidarisch fortgesetzt werden.
Regelmäßige Dienstagsproteste, eine uniweite Aktionswoche nach den Orientierungseinheiten und eine Politisierung der „Nacht des Wissens“ werden nun geplant. Alle sollten sich – auch in der vorlesungsfreien Zeit – engagiert an der Vorbereitung beteiligen.
[Mehr dazu unter www.educommsy.uni-hamburg.de; Raum: „Kampf um die Zukunft“.]
Der Weg ist begonnen. Neue Möglichkeiten sind eröffnet.